In loser Folge dokumentiert Ostfussball.com in dieser Rubrik mehr oder weniger (ost)fußballtangierende Kostbarkeiten der deutschen Schriftsprache – unkommentiert, da die Fundstücke zumeist schon einiges postulieren und mitunter einfach ihrerseits bereits selbst irgendwie vor sich hin sprechen und dabei durchaus manchmal kleine Geschichten erzählen oder darüber hinaus auch gewisse Befindlichkeiten andeuten beziehungsweise andere Publikationen ergänzen (Nach dem Sicherheitsgipfel: Da geht noch mehr in deutschen Stadien – ein Szenario), (Fußballfans stören nur, Sicherheitskonferenz – Olé!), (Fußball-Sicherheitsgipfel: Ja, da geht noch was in deutschen Stadien) …
(…) Erstens: Es werden die falschen Schlüsse gezogen
Fangewalt, gegen andere Fans, aber auch immer schon gegen einzelne Spieler, ist nicht neu. Sie ist kein Kölner Phänomen und keines von ostdeutschen Clubs wie Dresden, Erfurt oder Rostock, deren Anhängerschaft als besonders gewaltbereit gilt. Fangewalt gibt es leider seit Jahrzehnten, überall.
Zweitens: Es werden die falschen Konsequenzen gezogen
Bisher reagiert der Deutsche Fussball-Bund (DFB) auf Fangewalt mit den immer gleichen und sinnlosen Kollektivstrafen. Entweder die Vereine bekommen saftige Geldstrafen, oder es finden sogenannte Geisterspiele ohne oder mit nur wenigen Zuschauern statt. Die Botschaft: Weil man die Straftäter nicht ausfindig machen kann, werden einfach mal alle bestraft. Hilfloser und ungerechter geht nicht.
Bundesinnenminister Friedrich, der weder den Verfassungsschutz noch seine eigene Behörde im Griff hat und im politischen Berlin eh schon als prominentes SCHRAZ-Mitglied (SCHRAZ = Schlechteste Regierung aller Zeiten) gilt, geht noch weiter. Er träumt vom Überwachungsstaatsstadion mit viel Polizei und jederzeit identifizierbaren “gläsernen” Fans auf nummerierten Sitzplätzen.
Drittens: Wir brauchen mehr Respekt für Fans und Fan-Kultur
Ohne Fans gäbe es keine Fußball-Bundesliga, keine Champions League, keine superreichen Vereine und keine 19jährigen Multimillionäre. Nach jeder Saison entrollen dann auch 11 der kickenden Multimillionäre artig ein Transparent im Stadion, auf dem dann so etwas steht wie “Ohne Euch hätten wir das nie erreicht”. Stimmt. Ohne die Leidenschaft, die Treue und nicht zuletzt all das Geld, das Fans für Stadionbesuche, Trikots, Pay-TV und so weiter ausgeben, wäre selbst der FC Bayern ein Freizeitligaverein.
Trotzdem werden Fans immer wieder kollektiv bestraft, wenn einige wenige kriminell sind, und werden von Vereinen respektlos und von oben herab behandelt. Das steigert die Wut auch bei friedlichen Fans. Hannover 96-Präsident Martin Kind hat Fans gerade erst als “Arschlöcher” beschimpft.
Viertens: Eine stinkreiche Bundesliga muss sich Fan-Arbeit leisten
2010 wurden für Fanprojekte 5,9 Millionen Euro bereitgestellt. Wenn man diese Summe ins Verhältnis zu den Vereinen setzt, die in der ersten Runde des DFB-Pokals spielen, also die besserverdienenden Clubs der ersten vier Ligen, bleibt pro Verein eine Summe von 92.187,50 Euro übrig. Angesichts der Tatsache, dass allein der Spieleretat des FC Bayern München 100 Millionen übersteigt, und auch ein Drittligist wie Hansa Rostock jedes Jahr 10 Millionen ausgibt, ist das eine lächerliche Summe.
Fünftens: Auch die friedlichen Fans sind gefordert
Ein Stadion ist ein überschaubarer Raum, und Fangewalt, besonders in den Stehkurven, geschieht nicht unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Die friedlichen Fans bekommen mit, was neben ihnen geschieht. Und sie sind in der Mehrheit.
Richtig. Kultur, auch Fankultur, ist keine Einbahnstraße (…)

Quelle im vollständigen Original -> “Falsches Spiel”, carta.info, 8. September 2012